Chronologie der Spaltung – wie der Vorstand des 1. FC Köln den gesamten Verein spaltet!
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Selten hat das kölsche Sprichwort besser gepasst als in diesem Jahr. Schließlich kam es am besagten Tag zu einem Paukenschlag rund um das Geißbockheim, mit dem so schnell wohl niemand wirklich gerechnet hat. Werner Spinner trat nach knapp sieben Jahren Amtszeit als Präsident des 1. FC Köln zurück.
Für Werner Spinner ist damit die Zeit als Präsident abgelaufen und im Hinblick auf sein Engagement beim 1. FC Köln ist damit wohl tatsächlich »alles vorbei«. Darüber hinaus endet mit der Amtszeit Werner Spinners in diesem Verein jedoch nicht wirklich etwas. Vielmehr stellt der Rücktritt Spinners den traurigen Höhepunkt der Intrigenwelt des Ersten Fußballclub Köln dar, die durch das Vorstandstrio um Spinner, Schumacher und Ritterbach in den vergangenen Jahren forciert wurde.
Nicht nur die durch den Aschermittwoch eingeleitete Fastenzeit, sondern auch die jüngsten Ereignisse rund um das Geißbockheim bieten Grund genug, um die Zeit zu nutzen einmal zurückzuschauen und zu reflektieren, wie es neben der Tabellenführung um unseren geliebten Fußballclub bestellt ist.
Am 23. April 2012 traten Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach ihre Amtszeit als Vorstand des 1. FC Köln mit der Prämisse an, den »Verein vereinen« zu wollen. Und tatsächlich, zu Beginn der Amtszeit wurde es erstaunlich ruhig und harmonisch um unseren Klub und auch die sportlichen Erfolge ließen nicht allzu lange auf sich warten. Insbesondere Werner Spinner hatte einen erheblichen Anteil daran, dass unser Verein, der wirtschaftlich am Abgrund stand, sich aus dieser Situation befreien konnte. Die Krönung sollte dann der Einzug in den Europapokal am 20. Mai 2017 sein. Doch ein Blick in die »Chronologie der Spaltung« zeigt, auch schon im Mai 2017, in der größten Stunde der jüngeren Vereinsgeschichte, bröckelte die Fassade jedenfalls intern schon mehr, als es der Verein vertragen konnte.
Kapitel Schmadtke – Stöger
Das einst gut funktionierende sportliche Führungsteam um Schmadtke und Stöger harmonierte so gut wie gar nicht mehr. Gab es privat aus Sicht des ehemaligen Trainers laut diversen Gerüchten wohl zu viel Kontakt zwischen den Häusern Stöger und Schmadtke, beschränkte sich die Kommunikation der beiden beruflich zuweilen auf gegenseitiges Schweigen. Der Vorstand, als Kontrollgremium der sportlichen Leitung, war dabei wohl noch so beschwipst vom Einzug in den Europacup, dass er den Konflikt in der sportlichen Leitung sehenden Auges ignorierte. Die erste Spaltung im Verein sollte damit perfekt sein. Sicher wurde die Spaltung zwischen Schmadtke und Stöger nicht durch den Vorstand verursacht, allerdings hat dieser den Konflikt frühzeitig erkannt und hätte ihn trotz allem sportlichen Erfolg im Sinne des Vereins rechtzeitig lösen können und müssen.
100% FC – dein Verein
Waren Schumacher und Co im Kapitel Schmadtke – Stöger noch stille Zuschauer, so wurden sie kurze Zeit später selbst zu Spaltern des Vereins. Vielleicht aus Angst vor Machtverlust, vielleicht aber auch aus falschem Stolz machte der Vorstand im Vorlauf der Mitgliederversammlung 2017 den Antrag der Mitgliederinitiative 100 % FC – dein Verein kurzerhand zur Vertrauensfrage über die eigene Person und Arbeit. Ging es den Initiatoren von 100 % FC – dein Verein lediglich darum ein Stück mehr Demokratie in die Satzung unseres 1. FC Köln zu bringen, machten die Herren Vorstand daraus kurzerhand ein Misstrauensvotum. Dass dies bei einer Abstimmung, die zu keiner Zeit auch nur im geringsten Zusammenhang mit der Arbeit und den Personen des Vorstands stand, bei den Mitgliedern des Vereins kurz nach dem größten sportlichen Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte fast schon zwangsläufig zu einer Spaltung führen musste, muss selbst dem größten Karnevalisten bewusst gewesen sein.
Wichtig war für den Vorstand zu diesem Zeitpunkt aber nicht die Satzung des e.V., sondern einzig und allein die eigene Bestätigung und eine damit verbundene Stärkung der Macht. Zu einem Zeitpunkt, an dem der Verein bereits Inhaber der roten Laterne war.
Mitgliederversammlung 2018
Und auch ein Jahr später, rund um die Mitgliederversammlung 2018, trat der Vorstand erneut die Demokratie des 1. FC Köln 01/07 e.V. mit Füßen. Diesmal nicht als stiller Zuschauer oder aus Gründen des sportlichen Misserfolgs, sondern einzig und allein aus Angst vor eigenem Machtverlust. Insbesondere das einzige demokratisch legitimierte Kontrollgremium des 1. FC Köln, der Mitgliederrat, wurde dabei für den Machtkampf der Herren Vorstand missbraucht.
So wurde bereits im Vorfeld der Mitgliederversammlung durch den Vorstand auf stillose Art und Weise versucht bestimmte Kandidaten und insbesondere Angehörige des damaligen Mitgliederrats in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Der Vorstand übt für den e.V., und damit für alle Mitglieder des 1. FC Köln, die Kontrollrechte und die Rechte zur Bestellung der Geschäftsführung aus. Der Vorstand wird dabei von dem durch die Mitgliederversammlung gewählten Mitgliederrat kontrolliert. Das sind die Grundanker der Demokratie in unserem Verein. Wer diese mit Füßen tritt, der ist es nicht würdig diesem glorreichen Verein vorzusitzen.
Und auch im Zuge des Antrags zum Ausschluss von Kandidaten für Vereinsorgane, die einer vergüteten Tätigkeit für den Verein oder der KGaA nachgehen, bewies jedenfalls Herr Schumacher, dass er die demokratischen Strukturen des Vereins entweder nicht wirklich verstanden hat oder aber diese ihm herzlich egal sind. So preschte er im Zuge der lebendigen Diskussion in bester Stammtischmanier vor, um den Antrag und seine Zielsetzung zu diskreditieren. Nicht zuletzt durch seinen allseits bekannten »Brötchen schmieren«-Einwurf diffamierte er den Antrag zu einer Abstimmung über die Zugehörigkeit im Mitgliederrat von einer einzigen Person. Nicht nur die Vehemenz, mit der ein Vorstandsmitglied dabei auf die Zusammensetzung desjenigen Organs einwirkte, das eben jenen Vorstand kontrollieren soll, sondern auch die erneute Diffamierung eines Satzungsänderungsantrags vertiefte die Spaltung der Mitgliederschaft des Vereins zunehmend.
Vun do ahn woor nix wie bessher
Doch auch nach der Mitgliederversammlung setzten die Vorstandsmitglieder munter weitere Punkte auf ihre »Chronologie der Spaltung«. Stempelte der Vorstand die zunehmend aufkommende Kritik an seiner Arbeit zunächst noch als »Aufschrei von einigen Wenigen« ab, merkte man im Laufe der Zeit eine gewisse Nervosität auf Seiten des Vorstands. Den Höhepunkt der Spaltung von Fans und Mitgliedern durch den eigenen Vorstand bildete dann die Entscheidung der Verantwortlichen, Fans, die versuchten das Spiel im Stehplatz-Bereich der Südkurve und damit hinter den »Vorstand raus«-Bannern zu verfolgen, obwohl sie ein Ticket für den Sitzplatz-Bereich hatten, mit einer Strafanzeige nach § 267 StGB zu belegen.
Selbstverständlich ist der Verein schon aufgrund der Vorgaben des DFB und der DFL dazu verpflichtet Sorge zu tragen, dass alle Bereiche im Stadion nur von so vielen Zuschauern besucht werden, wie es die Stadionordnung vorsieht. Diejenigen, die dann versuchen das Spiel von einem anderen Platz aus zu verfolgen, dann jedoch mit einer Strafanzeige zu belangen, die bei erfolgreicher Verurteilung mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden kann, macht nur noch fassungslos und ist in Fußballdeutschland sicherlich einmalig. Dabei stellt ein solches Vorgehen auch nicht den Versuch dar, die Stadionordnung vorschriftsmäßig durchzusetzen. Es ist schlicht ein weiteres Kapitel der Spaltung von Fans, Mitgliedern und Verein.
Fastelovend 2019
Im Glauben daran, dass der Höhepunkt nun erreicht sei, belehrte der Fastelovend uns FC-Fans eines Besseren. Nach Rückankunft aus Ingolstadt am späten Sonntagabend war man noch verwundert über die harsche öffentliche Äußerung von Herrn Veh in Richtung Werner Spinner nach dem siegreichen Spiel. Beim Blick auf die Schlagzeilen der hiesigen Boulevard-Blätter am Rosenmontag schlug die Verwunderung in Kopfschütteln um. Da ließ sich der Vizepräsident Toni Schumacher doch tatsächlich fröhlich feiernd mit Armin Veh ablichten. Und das keine 24 Stunden nach der öffentlichen Anfeindung gegen den Präsidenten durch den Geschäftsführer Sport. Dass Armin Veh dabei auch noch als schwarzes Schaf verkleidet war, ist entweder ein unglücklicher Zufall oder aber ein neues Kapitel im Macht- und Intrigenspiel der Verantwortlichen am Geißbockheim.
Spätestens der Rücktritt von Werner Spinner am Aschermittwoch offenbarte, dieser Vorstand spaltet nicht nur den Verein und seine Mitglieder, er hat sich nunmehr auch selbst gespalten.
Fortsetzung folgt
Anlässlich seines 65. Geburtstages äußerte sich Toni Schumacher in einem Interview mit der dpa: »Wir Drei, Werner Spinner, Markus Ritterbach und ich, werden uns zu gegebener Zeit dazu äußern. Es wäre das falsche Zeichen, jetzt eine Funktionärsdiskussion im Verein zu führen, das bringt nur Unruhe. Wir konzentrieren uns erstmal auf das Hier und Jetzt – und damit auf das Ziel, aufzusteigen«. Noch vor Veröffentlichung des Interviews am Rosenmontag war die Funktionärsdiskussion bereits im vollen Gange. Keine zwei Tage später ist der Präsident zurückgetreten.
Die Vizepräsidenten müssen sich nun endlich an ihren Worten messen lassen. Es ist höchste Zeit, dass die eigenen Interessen hinter denen des Vereins und seiner Mitglieder zurückgestellt werden. Die verbleibenden Vorstandsmitgliedern Toni Schumacher und Markus Ritterbach haben es gemeinsam mit dem aus dem Mitgliederrat nachrückenden Stefan Müller-Römer in der Hand, den Verein nicht noch weiter zu spalten, sondern ihn in ruhigere Gewässer zu lenken. Nach dem desaströsen Sky-Interview von Markus Ritterbach am vergangenen Samstag kann man zumindest Zweifel hegen, dass dies bis zur Wahl eines neuen Vorstands im September auch gelingen mag.
Coloniacs im März 2019