Spruchbanderklärungen 23. Spieltag
Beim Heimspiel gegen Sandhausen zeigten wir einige Spruchbänder, deren Hintergrund sich vielleicht nicht direkt jedem erschließt.
Reul: Am Rosenmontag wird zurückgeworfen!
Mit dem anstehenden Wieverfastelovend wird in Köln am kommenden Donnerstag der Straßenkarneval eingeläutet. Es ist der Startschuss für sechs Tage, die ganz im Zeichen des kölschen Brauchtums stehen und unsere geliebte Heimatstadt auf den Kopf stellen. Wir sind damit aufgewachsen und so gehört der Fasteleer zu uns und unserer Art, wie die Luft zum Atmen. Umso schmerzlicher ist es zu sehen, wie der Karneval als Kulturgut unserer Stadt in den letzten Jahren immer mehr seine Identität verliert. Seit Jahrhunderten war der Karneval in Köln auch eine politische Angelegenheit, welche den Bürgern der Stadt Raum für eine kreative Demonstrationsplattform gegen die Obrigkeiten bot. Dass eben jene Obrigkeiten in Form des NRW-Innenministers aka »Law & Order-Fanatiker« Herbert Reul beim kommenden Rosenmontagszug auf dem Wagen der Roten Funken mitfährt, ist für uns nicht hinnehmbar. Unseren Fastelovend sehen wir als ein elementares Kulturgut unserer Stadt, welches es zu schützen und zu bewahren gilt! In diesem Sinne: »En der Kamellebud jitt et Kamelle!«
Mutmasslich sind alle Bullen Schweine!
Fankurven sind nicht Euer Spielraum!
Am vergangenen Donnerstag sorgte ein Polizeieinsatz vor der Nordwestkurve in Frankfurt für mehrere verletzte Fans und eine abgesagte Choreografie der Ultras Frankfurt. Grundlage für diesen unverhältnismäßigen und gewalttätigen Einsatz war die Sicherstellung eines Spruchbands »mit mutmaßlich beleidigendem Inhalt«. Auch wir werden immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert, wie nicht erst unser Gastauftritt in Wolfsburg vergangene Saison zeigte. Durch einen übertriebenen Polizeieinsatz wurde den mitgereisten FC-Fans der Abschluss einer sowieso schon verkorksten Saison versaut. Auch in Dortmund wurden in der Hinrunde Herthaner durch einen gewaltsamen Sturm des Gästeblocks durch Polizeibeamte verletzt. In Zeiten von verschärften Polizeigesetzen und einer getriebenen »Law & Order-Politik« unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung scheinen diese Vorfälle immer mehr zur Regel zu werden. Dabei stellt sich uns immer wieder die Frage, welche Instanz denn eigentlich die Vergehen der Polizei kontrolliert und aufarbeitet? Nach unseren Erfahrungen der letzten Jahre scheint eine Fehlerkultur innerhalb der Polizei und bei zuständigen Politikern nicht zu existieren.
Positiv sei an dieser Stelle noch die Reaktion der Verantwortlichen der SG Eintracht Frankfurt erwähnt, die sich vor ihre eigenen Fans stellten und juristische Aufklärung forderten. Vereinsfunktionäre mit Rückgrat, die sich nicht von vermeintlichen »Kooperationspartnern« treiben lassen und sich für die Belange der eigenen Fans einsetzen sind im durchkommerzialisierten Fußballbusiness leider rar gesät – wie uns auch die Zustände in Köln leider immer wieder vor Augen führen.