25.08.2016

Et jeht widder los!

von Coloniacs in Nachrichten


Genaugenommen ist es sogar schon wieder losgegangen. Mit dem lockeren 7:0-Sieg in Berlin wurde die Pflichtaufgabe im Pokal souverän gelöst. Keine Selbstverständlichkeit, denn die Zahl der Pleiten gegen unterklassige Teams umfasst traumatische Erinnerungen an Partien in Zwickau, Ulm, Magdeburg, Bremen II und allen voran Beckum. Das Gute daran ist immerhin: seit 2007 gab es kein Erstrundenaus mehr. Und diese Tatsache ist eine von mehreren Hinweisen darauf, dass unser FC in den letzten Jahren Einiges richtig gemacht hat. In allzu euphorische Lobeshymnen über das Team und die Verantwortlichen wollen wir an dieser Stelle nicht einstimmen (fünf Abstiege haben ihre Spuren hinterlassen), aber es ist auch mal an der Zeit zu sagen: Danke für die gute Arbeit und weiter so!

Wenn man sich ansieht, wer seit unserem letzten Auftritt im Europapokal 1992 gegen Celtic alles Deutschland international vertreten hat, während wir maximal im UI-Cup und im Uhren- oder Florida-Cup ran durften, muss man schon mit dem Kopf schütteln: Aachen, Union Berlin, der MSV Duisburg, Freiburg, Mainz sogar mehrfach und und und. Allerdings ist der einstellige Tabellenplatz aus der letzten Saison die beste Platzierung seit 24 Jahren und ein Anzeichen dafür, dass internationale Auftritte keine Utopie bleiben müssen.

Eines muss allerdings allen Beteiligten, auch uns Fans auf der Tribüne, klar sein: In Zeiten von Umsatzrekorden bei den etablierten Spitzenteams und immer mehr Mäzen-Spielzeugen und Marketingprojekten muss bei einem Verein wie unserem FC, trotz glorreicher Vergangenheit, schon alles passen, wenn man im oberen Tabellendrittel landen will. Ein Transfer wie der von Yannik Gerhardt nach Wolfsburg tut weh, lässt sich aber kaum vermeiden. Dennoch können wir davon ausgehen ein „feiner Klub“ zu sein, denn sonst wären Spieler wie Timo Horn, Jonas Hector oder vielleicht auch ein Leonardo Bittencourt nach ihrer guten Saison wahrscheinlich nicht zu halten gewesen.

Dieses „gewisse Etwas“, das unseren FC auszeichnet, gilt es weiter zu pflegen und damit den „Fans“ in Hoffenheim, Leipzig und Co. zu zeigen, was ihre seelenlosen Konstrukte von uns unterscheidet und was sie niemals erleben werden – nicht nur eine unverbindliche schnelle Nummer, sondern die Liebe fürs Leben! Wenn eure Geldgeber die Lust verlieren, bricht euch alles unter den Füßen weg. Und genau deshalb ist es wichtig als FC-Fan weiter für seine Rechte als Vereinsmitglied und generell als Stadiongänger zu kämpfen. Natürlich sind auch wir Teil dieses aufgeblähten Systems und auch unser Verein ist heutzutage zu einem großen Teil Wirtschaftsunternehmen und nicht mehr nur Sportverein. Aber das ist noch lange kein Grund für uns alles durchzuwinken und das Rad der Kommerzialisierung immer weiter zu drehen und zum reinen Konsumenten zu mutieren.

Für den Erhalt der Fankultur zu kämpfen ist uns ein Anliegen, welches wir bis zum letzten Tage unserer Gruppe fortführen werden. Wir sind fasziniert vom Spiel Fußball und schauen am Fernseher einem Messi, Ronaldo oder Ibrahimovic ab und an mit offenem Mund zu und sind einfach nur begeistert. Aber was das Spiel Fußball von fast allen anderen Sportarten unterscheidet und besonders macht, ist zu einem großen Teil auch die Fankultur! Wenn irgendwann alle Fahnen, Transparente, Fackeln und Gesänge aus den Stadien verbannt sind und man sich noch nicht mal mehr von seinem Sitzplatz erheben darf, wie es in England vielerorts schon seit Jahren der Fall ist, wird der Fußball einen großen Teil seiner Besonderheit eingebüßt haben. Stimmung lässt sich nicht von Agenturen künstlich erzeugen, wie sich z.B. in Paris oder jüngst bei der sabotierten Choreo von Steaua Bukarest gezeigt hat.

Also lasst uns die nächsten 34 Spieltage (plus fünf Pokalspiele) singen, schreien und für unsere Freiheiten kämpfen.

Wir alle – Spieler, Trainer, Offizielle, Fans – sind der 1. FC Köln!