07.06.2013
Clément – Repose en Paix
von
Coloniacs in
Nachrichten
Am Mittwoch, den 5.06.2013, verstarb in Paris der überzeugte Antifaschist Clément Méric im Alter von nur 18 Jahren. Clément wurde Opfer einer Attacke von Rechtsextremisten, die ihren Hass auf Andersdenke in Gewalt wandelten und den jungen Mann so traktierten, dass er zu Boden ging, liegen blieb und später seinen Verletzungen erlag. Der genaue Ablauf dieses tragischen Ereignisses gestaltete sich wie folgt:
Clement war mit Freunden am frühen Abend gegen 18 Uhr im Zentrum von Paris in St. Lazare unterwegs. Vor einem Ladenlokal trafen sie auf eine Gruppe von drei Rechtsextremen. Die Situation schaukelte sich hoch, da beide Seiten einander zu verstehen gaben, was sie voneinander halten, bis es vor dem Laden eskalierte. Die Rechtsextremen hatten Verstärkung organisiert, sodass sich Clement und seine Freunde mit einer größeren Gruppe von kahlgeschorenen Männern in Bomberjacken konfrontiert sahen, die wohl teilweise bewaffnet waren. Es kam zu einer Schlägerei, in deren Verlauf Clément am Kopf getroffen wurde, gegen einen Mast stieß, zu Boden stürzte und dort bewusstlos liegen blieb. Daraufhin flüchteten die Angreifer, doch auf Grund der Aufzeichnungen der Videoüberwachungskamera auf der Straße konnten sieben Personen festgenommen werden. Einiges deutet daraufhin, dass der mutmaßliche Täter zur rechtsradikalen Gruppe »Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires« gehört. Clément wurde ins Krankenhaus Pitié-Salpêtrière eingeliefert. Leider konnte ihm dort nichtmehr geholfen werden, am Abend wurde sein Tod bekanntgeben.
Clément wird als Junge von kleiner, dünner Statur beschrieben. Als jemand, der nicht aussah, als wäre er gemacht für extreme, körperliche Auseinandersetzungen. Doch hinter dem Jungen mit der schmalen Figur verbarg sich ein starker Charakter, ein großer Geist. Clément war ein großer Musikliebhaber, studierte Politikwissenschaften in Paris und lebte vegan, wie seine Genossinnen und Genossen von der »Action Antifasciste Paris-Banlieue« in ihrem Communiqué mitteilten. Er bezog klar Position gegen Homophobie, Sexismus und Rassismus und bekämpfte diese Formen der Diskriminierung. Clément teilte viele linkspolitische Ideen und Ideale und hatte für sich erkannt, dass es nötig war sich gegen die extreme Rechte in Frankreich zu organisieren, um die Freiheit im Land zu bewahren. Und so starb er leider auch bei diesem Kampf.
Frankreich ist zerrüttet und gespalten von Hass, Homophobie und Rassismus. Die begrüßenswerte Entscheidung der französischen Regierung, die Ehe gleichermaßen für hetero- und homosexuelle Paare zu erlauben, hat große Wellen geschlagen und dafür gesorgt, dass viele Personen, von den Rechtsbürgerlichen bis zur radikalen Rechten, aktiv wurden. In Frankreich protestierten hundertausende Menschen gegen die »Ehe für alle«. Homophobe und rassistische Ressentiments werden nun häufiger und unbeschwerter geäußert und erhalten in besorgniserregendem Maße Zustimmung. Clément ist nun das tragische erste Opfer dieser heiklen, politischen und sozialen Entwicklung.
Wir als Gruppe sind zutiefst betroffen über diesen viel zu frühen Tod eines jungen Menschen, der ein Freund aus dem politischen Umfeld unserer Pariser Freunde war. Wir sind traurig und wütend, was an diesem Mittwochabend in Paris geschehen ist. Der Tod von Clément ist ein Verlust, den wir nicht ermessen können, doch es bleibt zu hoffen, dass daraus etwas Positives erwächst und er nicht für persönliche Zwecke einiger Politikerinnen und Politiker missbraucht wird. Die Menschen in Frankreich, aber auch in allen anderen Teilen der Welt, müssen aufwachen und sich darauf besinnen, dass Hass und Gewalt uns nicht weiterbringen und wir stattdessen Akzeptanz gegenüber unseren Mitmenschen zeigen sollten. Nur so kann verhindert werden, dass noch mehr Menschen Opfer faschistischer Gewalt werden.
In diesem Moment sind wir in Gedanken bei Cléments Familie und Freunden und möchten unsere uneingeschränkte Solidarität ausdrücken.
COLONIACS
am 07.06.2013