09.10.2012

Fans ziehen Fazit – »Erstaunlich ruhig«

von Coloniacs in Nachrichten

KÖLN – Die Drohkulisse vor der Zweitligapartie des 1. FC Köln gegen die SG Dynamo Dresden war immens. Knapp 1.500 gewaltbereite Staatsbedienstete der Kategorien B und C hatten sich in der Domstadt angekündigt, es drohten bürgerkriegsähnliche Zustände.

Am Montagmittag wurden im Stadtgebiet die ersten bewaffneten und vermummten Krawalltouristen in der Domstadt gesichtet – ihr  vermeintliches Ziel: Fußballfans beider Lager. Ein Gerücht machte die Runde: Waren unter den Gewalttätern auch jene, die vor einigen Tagen in Berlin-Wedding einen Verwirrten in Lebensgefahr prügelten? (Die Kollegen von RTL berichteten)

In den Nachmittagsstunden blieb es bis Anpfiff vergleichsweise ruhig, lediglich einzelne kleinere Angriffe auf Dresdner und Kölner Fans wurden gemeldet. »Die übliche Schikane mit einigen Verletzen«, wie ein Dresdener Ultra zu berichten wusste. Kölner Fans zogen eine positive Bilanz: »Unser Sicherheitskonzept ist heute in großen Teilen aufgegangen. Wir glauben, dass der Fanbrief Wirkung zeigte.« Die Kölner Ultrà-Gruppe Coloniacs hatte im Vorfeld sogenannte Fanbriefe an potenzielle Gewalttäter verteilt, um sie vor dem Begehen von Straftaten zum Nachdenken anzuregen. (Hier kann der Fanbrief heruntergeladen werden)

Fans verteilen Fanbriefe an die Polizei Foto: cns

In den letzten Monaten kam es immer wieder zu Polizeigewalt in Deutschland – noch halten sich Politik und Gesellschaft zurück, es droht aber eine größere Debatte. Gewerkschafter Heiner Schwendt fordet eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten, um den Gewaltexzessen präventiv entgegen zu wirken: »Andere Länder haben es vorgemacht. Nur so können wir diesen Trend stoppen! Anonyme Schlägertrupps brauchen wir in unserer Demokratie nicht. Diese Zeiten müssen ein Ende finden!«

Nach Spielende blieb es trotz Dunkelheit friedlich. Die Fans beider Vereine konnten größtenteils eigenmächtig den Heimweg antreten, was wohl auch dem späten Montagabendtermin geschuldet war. »Die Beamten bekommen an einem Montag bekanntlich keinen Wochenendzuschlag, da lohnt es sich für viele nicht mehr, zu randalieren. Die guten alten Knüppel-Drauf-Zeiten sind vorbei«, wie ein Szeneinsider, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet. Als großes Problem sieht der Insider auch die wachsende Ultrà-Bewegung: »Die machen sich schlau darüber, was Polizisten dürfen und was nicht – Viele Beamte haben aber keinen Bock auf Rechtsstaat, Prozesse und Abmahnungen. Hooligans sind denen lieber als Ultras. Hooligans haben Respekt. Ultras nicht.« (cns/acab)